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Die alljährliche Bikiniwerbung, das Radio und ich

Nichtsahnend ging ich Mitte Mai zu meiner Straßenbahnhaltestelle in Berlin-Adlershof und da war sie: Die erste Bikiniaußenwerbung des Jahres 2017! Wie immer mit sehr schlanken, glatt gephotoshopten Models. Dass es auch anders geht (wie es beispielsweise Swimsuitsforall zeigt), ist an Calzedonia, H&M und Co. immer noch vorbeigegangen.

Prompt wurde ich vom rbb Inforadio um ein Interview gebeten, Thema der Sendung „Brauchen wir Schutz vor dem Schlankheitswahn?“. Leider ist das Interview vom 18. Mai in der Mediathek schon nicht mehr verfügbar, darum fasse ich die Inhalte für euch zusammen.

Sollten „Magermodels“ verboten werden?

Wieviel Inhalt lässt sich in knapp vier Minuten Sendezeit unterbringen? Darauf war ich sehr gespannt! Nach einer kurzen Einleitung ließ Moderator Norbert Hansen eine Berlinerin zu Wort kommen, die berichtete, wie sehr sie sich von der Bikiniwerbung unter Druck gesetzt fühlt. Daraufhin wollte er von mir wissen, ob ich ein Verbot von „Magermodels“ (ich persönlich lehne diese Bezeichnung ab) befürworten würde wie sie der Londoner Bürgermeister Sadiq Kahn im Sommer 2016 ausgesprochen hatte.

Meine klare Antwort: Nein, das würde ich nicht unterstützen! Schlanke Menschen aufgrund ihrer Figur zu diffamieren ist genauso unsinnig wie dicke Menschen aufgrund ihres Gewichts zu diskriminieren. Es gibt verschiedene Figuren auf dieser Welt, viel schöner fände ich es, wenn sich diese Vielfalt auch in der Werbung spiegeln würde! Wie wäre es zum Beispiel, neben einem Bikinimodel in Größe 36 einfach ein Model in Größe 46 zu zeigen, die beide ohne Photoshop in die Kamera strahlen? Das wäre doch mal was an deutschen Haltestellen!

Was sind Ursachen für den Schlank- und Schönheitsdruck, der auf Frauen lastet?

Aufgrund der knappen Sendezeit entschied ich mich für eine der Ursachen, die Erziehung/Familie: Von klein auf an werden Mädchen stark nach ihrem Äußeren beurteilt. Hübsch, brav und angepasst sollen sie am besten sein, auch heute noch. Natürlich ist es absolut nicht verkehrt, seiner Tochter/Enkelin/Nichte zu sagen, wie hübsch sie doch aussieht. Aber es sollte nicht das einzige Kompliment sein, das sie hört, sondern das Augenmerk sollte auch auf Fähigkeiten und Talenten liegen, die sie besitzt und ausbauen kann.

Wofür die Zeit in der Sendung nicht reichte: Auch wie die Frauen in ihrer Umgebung über sich selbst reden, ist für ein Mädchen enorm wichtig. Geht es bei jeder Mahlzeit nur darum, „dass das Stück Kuchen schon beim Ansehen auf der Hüfte landet“, „ich heute nicht soviel essen darf, weil wir nächste Woche in Urlaub fliegen“ oder „ich mir das heute verdient habe, weil ich morgens schon joggen war“ übernimmt die Kleine das und so wird der Druck von einer Generation an die Nächste weitergegeben.

Natürlich stehen darüber gesellschaftliche Ursachen, die letztlich auf die Familienmitglieder wirken, doch das würde diesen Artikel sprengen und ich hebe mir das Thema für einen zukünftigen Beitrag auf.

Gibt es Alltagstipps, um dem Druck standzuhalten?

Ja, die gibt es! Gerade für junge Frauen, die viel auf Social Media Plattformen unterwegs sind, ist es eine Überlegung wert, mal zu überdenken, welchen Profilen sie folgen. Bestehen die vor allem aus sehr schlanken Stars und der Frage, wer die größte Oberschenkellücke hat, erzeugt das einen zusätzlichen Druck, denn die Betrachterin kriegt neben den schlanken Models auf Plakaten, in Zeitschriften, Serien und Filmen auch noch auf ihrem Handy ständig nur dünne Frauen zu sehen. Bestärkend ist es dagegen, bewusst körperpositiven Accounts zu folgen, die Frauen mit verschiedenen – also dicken wie dünnen, muskulösen wie weicheren – Figuren zeigen, die dabei nicht die Botschaft vermitteln, dass man nur dies oder das tun oder essen müsste, um so auszusehen wie sie. Ein paar Beispiele findet ihr in meinem Artikel Körperpositive Webseiten, inspirierende Menschen & Stars.

Welche Antworten hättet ihr auf diese Fragen gegeben?

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Anja Wermann

1 Kommentar

  1. Pingback: Wenn ich nicht hier bin... | Everyday Boudoir

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