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discovering hands®: Brustkrebsvorsorge auf neuem Niveau!

Erinnert ihr euch? Vergangenen Herbst habe ich an der Veranstaltung „Hinfühlen statt wegsehen“ teilgenommen und einen Vortrag über Brustkrebsvorsorge und Körperakzeptanz gehalten. Am gleichen Abend stellte Steffi Gedenk das Sozialunternehmen discovering hands® vor, das ich bis dahin noch nicht kannte. Weil mich das Konzept von discovering hands® so begeistert hat, bat ich Steffi um ein Interview – je mehr Menschen von discovering hands® wissen, desto besser!

Titelbild des Beitrags, das das Logo von discovering hands zeigt

Gegründet wurde discovering hands® vom Mühlheimer Gynäkologen Dr. Frank Hoffmann, um die Brustkrebsfrüherkennung zu verbessern. Wusstet ihr, dass jede achte Frau im Laufe ihres Lebens an Brustkrebs erkrankt, Brustkrebs die häufigste Krebsart bei und eine der häufigsten Todesursachen von Frauen ist? Klingt dramatisch und das ist es auch!

Es gibt aber auch gute Nachrichten: Je früher ein Tumor erkannt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Und genau hier kommen die Medizinisch-Taktilen Untersucherinnen (MTU) von discovering hands® ins Spiel! Als MTU können sich blinde und stark sehbehinderte Frauen qualifizieren lassen, die durch ihren hochentwickelten Tastsinn 30 Prozent mehr und um 50 Prozent kleinere Gewebeveränderungen ertasten können als Gynäkolog*innen.

Eine Untersuchung durch eine MTU dauert 30 bis 60 Minuten und wird bereits von 14 gesetzlichen und allen privaten Krankenversicherungen übernommen. Alle anderen Patientinnen können die Untersuchung als IGeL-Leistung in Anspruch nehmen, die Kosten betragen aktuell 46,50 Euro. Übrigens können auch Männer, insbesondere bei familiärer Vorbelastung, eine MTU-Untersuchung nutzen.

Das Bild zeigt den nackten Oberkörper einer Frau, die von einer MTU abgetastet wird

(© discovering hands®)

Ist natürlich noch die Frage, ob es in eurer Stadt überhaupt eine MTU gibt: Derzeit arbeiten etwa 40 MTUs an 50 Standorten in Deutschland. Unbefristet angestellt sind sie bei discovering hands® und werden per Arbeitnehmerüberlassung an gynäkologische Praxen „verliehen“. Dabei hat jede MTU einen festen Einsatzplan. Bis 2020 sollen mehr als 100 MTUs beschäftigt werden.

Für dieses Konzept aus Brustkrebsvorsorge und der Schaffung von Arbeitsplätzen für blinde und stark sehbehinderte Frauen hat discovering hands® bereits einige Preise erhalten. Falls ihr Frauen kennt, die sich für eine Fortbildung als MTU interessieren könnten, dann macht sie doch auf discovering hands® aufmerksam. Und falls es eine MTU in eurer Praxis gibt, dann macht gleich einen Termin bei ihr (ihr könnt auch einen Termin ausmachen, wenn ihr nicht regulär Patientin in der Praxis seid)! 🙂 Vielleicht trefft ihr bei der Untersuchung ja auf Steffi Gedenk, die euch jetzt ihre Erfahrungen als MTU schildern wird:

Ein Foto der interviewten MTU Steffi Gedenk

Steffi Gedenk

Steffi, wie lange gibt es discoverings hands® und wie bist du darauf gestoßen?

Das Projekt discovering hands® gibt es seit 2007. In diesem Jahr fand der erste Kurs für MTU am Berufsförderungswerk  Düren statt. Das Sozialunternehmen wurde im Dezember 2011 gegründet. Ich bin auf discovering hands® gestoßen, als ich viel ehrenamtlich  gearbeitet habe. In meinem Job als Physiotherapeutin habe ich keine Stelle gefunden. Nach 200 Bewerbungen war dies ein sehr guter Zufall für mich.

Wie viele MTU gibt es eigentlich in Berlin? Wie viele Untersuchungen führst du im Schnitt pro Woche aus?

In Berlin arbeiten an drei Standorten im Moment acht MTU. Ich persönlich bin an zwei Tagen pro Woche in einer Praxis in Köpenick als MTU im Einsatz. In dieser Zeit untersuche ich circa zehn Patientinnen.

Was gefällt dir an deiner Arbeit als MTU?

An meiner Arbeit als MTU gefällt mir der Umgang mit den Menschen, also den Patientinnen, am besten. Es sind jeden Tag, zu jeder Stunde neue Begegnungen. Ich kann den Frauen Informationen mitgeben, durch welche Faktoren unseres Lebens das Risiko an Brustkrebs zu erkranken erhöht werden kann.

Es ist natürlich auch sehr interessant und spannend, so vielen Menschen zu begegnen. Oft sind es die einfachen Gespräche, die während der Untersuchung stattfinden, welche mich zum Nachdenken anregen und mich darin bestätigen, dass ich mich für den richtigen Job entschieden habe.

Ist deine Arbeit als MTU dein Hauptjob oder können wir dich noch woanders finden?

Ich bin noch in einem anderen Bereich zu finden, der aber auch mit MTU zu tun hat. Ich bin noch in der Ausbildung tätig. Das heißt ich arbeite als Lehr-MTU in laufenden Kursen und bringe zukünftigen MTU ihr Handwerk bei. Mit dieser Kombination fühle ich mich in meinem Beruf sehr wohl! Ich hoffe, dass es irgendwann den Standardsatz geben wird: „Ich gehe jetzt wieder zu meiner MTU!“ Bis dahin liegt noch viel Arbeit vor uns.

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Anja Wermann