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Schritt 2: Diäten als Nicht-Lösung

Heute geht es weiter mit Schritt 2 meiner kleinen Serie und Du erfährst,

  • warum wir eigentlich Diät halten,
  • warum Diäten in 95% aller Fälle nicht funktionieren und
  • welche Alternativen zur Diät es gibt, um Dich in Deinem Körper wohler zu fühlen.
Warum Diäten nicht funktinieren + Alternativen

(© Viktor Hanacek)

Warum wir Diät halten

Die häufigste Antwort auf diese Frage wäre: um abzunehmen! Doch dahinter verbergen sich in der Regel noch viel mehr Gründe: Wir wollen attraktiv sein, denn fast überall ist doch zu hören, dass nur schlanke Menschen attraktiv und anziehend sein können. Wir wollen beliebt sein und dazugehören anstatt ausgegrenzt und vielleicht sogar gemobbt zu werden. Wir wollen nicht als undiszipliniert und faul gelten (ein Vorurteil, das viele dicke Menschen zu Unrecht trifft). Wir wollen durch das Schlanksein keine Angriffsfläche bieten, die entsteht, wenn wir aus dem gesellschaftlichen Ideal herausfallen. Wir wollen mit uns und unserem Körper endlich zufrieden sein.

„Ich bin nicht gut genug“

Häufig versteckt sich hinter dem Diäthalten und dem Wunsch, schlank zu sein, der Glaubenssatz „Ich bin nicht gut genug“ bzw. „Ich muss perfekt sein“. Als ich noch Diät gehalten habe und in meiner Zeit als Vollwert-Veganerin sehr schlank war, hatte ich trotzdem nie das Gefühl, dass ich schlank oder gut genug war. Ich wollte noch dünner, noch „perfekter“, noch angepasster an das aktuelle Schönheitsideal sein. Ein Streben nach Perfektion, das auf dem „Schlachtfeld Körper“ ausgetragen wird. Bis Du erkennst, dass Du schon immer gut genug warst und Dich jetzt schon in Deinem Körper wohlfühlen darfst.

Gesundheit

Neben dem Schlanksein als Ziel ist auch das Thema Gesundheit ein Grund, um Diät zu halten. Sicher gibt es Erkrankungen, die es nötig machen, auf die eigene Ernährung zu achten. Oft höre und lese ich aber das Argument, dass dicke Menschen pauschal abnehmen müssten, um das Risiko zu minimieren, an bestimmten Krankheiten zu erkranken oder vorzeitig zu sterben.  Dass das Gewicht nicht zwangsläufig etwas über den Gesundheitszustand eines Menschen aussagt, wird in Deutschland erst langsam bekannter.

Ich kann Dir dazu das Buch „Health at Every Size“ von Dr. Linda Bacon empfehlen oder auch den TED Talk von Sandra Aamodt, den ich Dir im nächsten Abschnitt zeige. Außerdem möchte ich gern allen, die Abnehmen für mehr Gesundheit befürworten, zu bedenken geben, dass Diäten für den Körper Stress bedeuten. Ich persönlich finde es fraglich, wie ein stressvoller Weg zu mehr Gesundheit führen soll.

Warum Diäten in 95% aller Fälle nicht funktionieren

In knapp 13 Minuten liefert Dir dieser Vortrag einen guten Überblick, warum Diäten nicht funktionieren, welche Risiken sie bergen und dass „Übergewicht“ nicht unbedingt zu einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko führt. In der unteren Leiste kannst Du bei Youtube einen deutschen Untertitel einstellen.

Diäten funktionieren nicht nur nicht, häufig machen sie auch dick

Du kannst mit einer Diät zwar kurzfristig abnehmen. Aber kannst Du dieses Gewicht auch halten? 95% aller, die eine Diät gemacht haben, nehmen danach langfristig wieder zu. Zwei Drittel von ihnen wiegen dann sogar mehr als vor der Diät (Quelle). Ich finde es herzzerreißend, wie viele Menschen sich als Versager/innen fühlen, wenn sie diesen Jojo-Effekt erleben. Dabei haben nicht sie versagt – sondern das Konzept von Diäten.

„Wenn Diäten funktionieren würden, wären wir doch alle längst dünn“ (Sandra Aamodt)

Ich bin mir sicher, dass Du schon gehört hast, dass Abnehmen durch Diäten – die oft eine einseitige Nahrungsauswahl oder restriktive Kalorienzahlen beinhalten – den Körper in Panik versetzt. Über Jahrtausende waren Hungersnöte einer der größten Feinde der Menschheit (und sind es in einigen Teilen unserer Welt auch heute noch). Unsere Körper unterscheiden nicht zwischen einer Diät oder einer Hungersnot und sind perfekt darauf ausgerichtet, in Hungerzeiten alles zu tun, um zu überleben. Zwei Beispiele:

  • Während einer Diät verlangsamt sich der Stoffwechsel. In Folge dessen, nimmst Du mit der gleichen Menge an Essen schneller zu. Oft ist es sogar so, dass diäterfahrene, dicke Menschen weniger essen als „normalgewichtige“ Menschen – deren Körper noch nicht mit Diäten aus der Balance gebracht wurden – und dabei trotzdem zunehmen. Der Spruch „Ich brauch das Stück Kuchen nur anzusehen und schon nehme ich zu“, ist also vielleicht gar nicht so weit hergeholt 😉
  • Die Funktion des präfrontalen Kortex im Gehirn, der für die Impulssteuerung zuständig ist, lässt im Laufe des Diäthaltens nach. Die Folge ist, dass Dein Denken immer mehr ums Essen kreist und Du Dich irgendwann nicht mehr beherrschen kannst und doch die Schokolade isst, die in Deinem Diätplan tabu sein sollte, oder einen Fressanfall bekommst. Dein Körper tut das automatisch, um sich und damit auch Dich zu schützen.

Wenn Du Dich tiefer mit den Ursachen, die Diäten zum Scheitern bringen, beschäftigen möchtest, empfehle ich dir „Secrets from the Eating Lab“ von Traci Mann sowie „Das egoistische Gehirn“ von Prof. Dr. Achim Peters.

Risiken von Diäten

Diäten funktionieren nicht nur in den meisten Fällen nicht, sondern sie bergen auch eine Reihe von Risiken. Eine aufrüttelnde Übersicht hat Gisela Enders auf ihrem Blog Wohl in meiner Haut zusammengestellt (Update 2018: Leider nicht mehr online). Am meisten hängen geblieben ist bei mir der Punkt, dass der Körper während einer (radikalen) Diät nicht nur Fett, sondern sich selbst abbaut, also auch Muskeln, Knochen und Organe. Uff!

Exkurs: Der BMI-Irrtum

Ist dir aufgefallen, dass ich die Worte „Übergewicht“ und „normalgewichtig“ in Anführungszeichen gesetzt habe? Das habe ich mit voller Absicht getan, denn ich halte nicht viel vom BMI, der nicht nur gern zur Kategorisierung des Gewichts herangezogen wird, sondern auch um Menschen weiszumachen, dass sie außerhalb der Norm lägen. Sehr gut dargestellt wurde das Thema BMI in diesem Artikel auf Zeit Online.

Alternativen zur Diät

Wäre es nicht wundervoll, den Diätstress ad acta zu legen und ab sofort mit Deinem Körper zu arbeiten statt gegen ihn? Wenn Du in diese Richtung schnuppern möchtest, habe ich einige Ideen für Dich:

Diät? Ohne mich!

Als erstes lege ich Dir wärmstens dieses Buch von Ulla Manek ans Herz! „Diät? Ohne mich!“ ist leicht und recht schnell zu lesen und bietet einen umsetzbaren Ausstieg aus dem Diät-Kreislauf. Kurz gefasst: Du legst die Kontrolle über das, was Du isst, wann Du isst und wie viel Du isst wieder in die Hände Deines Körpers. Ohne dazwischenzufunken. Klingt erstmal total ungewohnt? Das verstehe ich! Doch Ulla Maneks Buch ist ein guter Begleiter für diesen Weg. (Update 2018: Leider nicht mehr erhältlich, alternativ empfehle ich dir „Food ’n‘ Love“ von Moritz Warntjen)

Liest Du auch englischsprachige Texte, so ist „Health at Every Size“ von Dr. Linda Bacon empfehlenswert sowie der Blog von Isabel Foxen Duke, die einen radikalen und erfrischenden Ansatz bietet, nicht nur Diäten, sondern auch die Diät-Mentalität aus Deinem Leben zu streichen und den Kampf gegen das Essen und Deinen Körper zu beenden.

Den Setpoint respektieren und lieber das gesellschaftliche Ideal in Frage stellen

Ein Leben ohne Diät führt nicht zwangsläufig dazu, dass Du abnimmst oder schlank wirst. Gerade auf dem Gebiet des sogenannten intuitiven Essens ist dieses Versprechen immer wieder zu hören. Tatsächlich wird sich Dein Körpergewicht um den Setpoint Deines Körpers herum einrichten. Dieser Setpoint ist für jeden Körper anders, bei den einen liegt er höher, bei den anderen niedriger.

Das zu akzeptieren, erfordert natürlich ein Hinterfragen des Wunsches, dem aktuellen Schönheitsideal entsprechen zu wollen. Und es erfordert Akzeptanz dem eigenen Körper gegenüber, so wie er eben ist. Genau dafür ist diese Serie ja da! In Teil 1 ging es beispielsweise um die Achtsamkeit hinsichtlich Gedanken, Botschaften und Bewertungen. Du kannst den ersten Teil auch nutzen, um die Botschaften zu hinterfragen, die Dich immer wieder in eine Diät treiben. Im nächsten Teil wird es außerdem darum gehen, Dir neue Vorbilder zu suchen, die Deinem Körper und Deiner Figur ähnlicher sind und so Inspiration statt Schuldgefühl und Druck erzeugen.

Herausfinden, für was Du Deine Zeit und Energie ohne Diäten verwenden möchtest

Beschäftigst Du Dich nicht mehr den Großteil Deiner Zeit mit Essen, Diäten und Deinem Gewicht, wird ein Haufen Zeit und Energie frei, die Du sofort anders einsetzen kannst. Genauer werde ich darauf in Schritt 8 eingehen. Doch Du kannst Dir natürlich gern heute schon überlegen, was Du statt einer Diät gern tun würdest! Schau Dir an, was Du alles machen willst, wenn Du endlich schlank bist oder Dein Wunschgewicht erreicht hast. Und mach es JETZT 🙂

Wie stehst Du zum Thema Diät?

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Anja Wermann